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Lohnt es sich 25 Stunden Zug zu fahren für eine Sitzposition- bei Raimund ja!

Bei meiner Rad-Guidetätigkeit vom Januar 2008 bis August 2008 machten sich zum ersten Mal meine Schmerzen im unteren Rücken bemerkbar. Es war ein stechender Schmerz auf der linken Seite oberhalb der Hüfte. Zuerst schob ich die Probleme den über 150.000 hm in die Schuhe, die ich in dieser Zeit mit sehr großen Gängen fuhr. Zurück in der Schweiz absolvierte ich zeitbedingt etwas weniger Radkilometer. Immer wenn Umfang und Intensität stiegen, quälten mich die Schmerzen. Manchmal waren die Schmerzen so groß,  dass ich Ausfahrten unterbrechen musste um meinen Rücken zu entlasten. 
In der Zeitschrift Pro Cycling fand ich einen Artikel über Sitzpositionsanlysen. Eine Woche später erhielt ich einen Termin bei der Firma in Aachen. Es wurden ein Orthocheck und verschiedene Aufnahmen aus diversen Perspektiven gemacht. Am Rad selber wurde nichts verändert- es seien keine Optimierungen möglich hiess es. Mir wurde empfohlen ein Kräftigungsprogramm für Bauch- und Rückenmuskeln zu absolvieren. Ausserdem wurden mir Schuhplatten mit ca. 3mm dicke für die rechte Schuhplatte mit auf den Weg gegeben.
Michi Weiss, damals noch als Mountainbiker unterwegs, absolvierte im Januar 2008 sein Trainingslager auf Gran Canaria.
Da Michi äusserst symphatisch erschien Besuchte ich von diesem Zeitpunkt sporadisch seine Website.
Eines Tages, ich surfte auf der Page von Michi, sah ich das Michi den Mann vorstellte der mit ihm an seiner Position arbeitete oder arbeitet?
Sitzpositionsguru, stand unter dem Foto und zeigte einen langhaarigen Mann. Zuerst verweilte ich auf Raimunds Website und sah sofort dass er anders arbeitet als die deutsche Firma in Aachen.
Via Facebook wollte ich von Michi wissen was er meint. „Ich schwöre auf ihn“, kam kurze Zeit später als Antwort von ihm.
Im Oktober 2009 schrieb ich Raimund ein Mail und berichtete ihm von meinen Problemen. Er schrieb mir ein kurzes Feedback- ehrlich gesagt Verstand ich nicht sehr viel. Er selbst schrieb damals, ich brauche ungefähr 3 Stunden um es zu erklären. Ich hatte mir noch nie Gedanken über die Sitzposition gemacht. Ehrlich gesagt dachte ich Material und Training machen schnell, heute sehe ich es ganz anders.
Wir vereinbarten einen Termin im März. So setzte ich mich am 3.3.2010 in den Nachtzug und fuhr oder besser gesagt schlief gut 12 Stunden nach Wildon.
Nach dem Mittagessen, ich war eine Stunde vor dem vereinbarten Termin vor Ort, traf ich Raimund im Auto sitzend auf der Dorfstrasse. Er drehte sofort um und fragte mich:“Schweizer Radler?“
Nun wechselten wir in die Garage/Lagerraum des Sportgeschäftes. Kaffe wurde angeboten, ich wollte lieber gleich loslegen.
Raimund übernahm das einspannen meines Rades. Während der Arbeit an der Rolle sprach er so viel über Positionen, Menschen, Räder, KNIEBEUGE……. Ich konnte nicht Recht folgen.
„Du wirst es schon spüren“, bemerkte er.
Kurz erklärte er mir die verschiedenen Positionen die er gerne sehen möchte: Oberlenker, Bremsgriff und Unterlenker. Die verschiedenen Positionen wurden in 1, 2 und 3 unterteilt. Auch das war für mich Neuland. Ich kannte einfach 3 Positionen fertig.
Die verschieden Positionen wurden während dem treten durchgegangen. „Scheiss Rolle“, dachte ich. Ich kam nicht auf Touren, meine Beine drehten schlecht und ich fühlte mich komisch  in den Positionen.
Raimund sah die Probleme bei mir sehr rasch. Auch weil er schon etliche Personen hatte die ähnliche Probleme hatten wie ich, erzählte er mir später. Mein Glück!
Relativ schnell nahm Raimund einen Wechsel auf das verstellbare Rad vor. Was ich jetzt beim treten erlebte war unglaublich. Auf der Stelle hätte ich dieses Rad gegen meins getauscht. Oberkörper, Hüfte beides sehr ruhig. Der Tritt flüssig, leicht und Rund. Und die Kraft, noch nie habe ich mit einer solchen Kraft getreten- Oberschenkel und Arsch halt!
In jeder Position, auch Unterlenker 3, fühlte ich mich wohl. Ich denke das Foto spricht Bände!
Jetzt nahm sich Raimund meinem Rad an. Vorbau wurde gewechselt, Bremshebel verstellt, Sitzhöhe und Sattel rückten in andere Positionen. Manchmal hört man von Positionsveränderungen im mm Bereich, bei mir waren es cm!
Immer wieder durfte ich aufs Rad und fuhr in den verschiedenen Positionen.
Sogar an meinen Schuhen wurde gearbeitet. Keile und Erhöhungen nannte es Raimund und Schnitt verschieden Formen aus Karton aus und klebte diese an die Unterseite meiner Sohle.
Ich möchte hier gerne Zahlen aufschreiben die die Veränderungen aufzeigen sollen (schwarz waren die bestehenden Einstellungen und rot sind die Einstellungen nach Raimunds arbeit).
76.3   31.5     80.00   100.50   - 3      -3
78.5   31.00   75.20     93.50   - 6.3   -5.7
Schon bei meinem ersten Besuch stellte Raimund fest das sich noch mehr andern würde bei mir. Ich soll jetzt so fahren und mich wieder melden.
Nach gut 3 Monaten war ich wieder bei Ihm und es wurden erneut Dinge geändert.
Ungefähr 2 Monate vor Jahresende wechselte ich auch noch auf eine kürzere Kurbel, wie es mir Raimund schon beim ersten Besuch geraten hatte. Dies ergab eine erneute Änderung an der Sattel- und der Lenkerposition.
Ich musste lernen Vertrauen in die neue Position zu finden. Das war gar nicht so einfach, die Psyche spielt eine große Rolle im Sport. Ein weiterer Punkt der mir bis anhin unbekannt war.
Somit habe ich das 2010 mehr oder weniger genutzt um Vertrauen aufzubauen und systematisch zu trainieren. Natürlich bin ich auch einige Rennen in der Hobbyklasse gefahren und konnte mehrmals unter die ersten 3 fahren.
Zu meiner großen Freude wurde ich diese Woche in die Amateurmannschaft BMC – Sogecoma –Hottinger (http://www.bmc-racing.com/ch-de/athleten/bmc-sogecoma-hottinger-cycling-team.html?switch=1) aufgenommen. Ich werde nächstes Jahr mit Lizenz fahren und versuchen mich National zu behaupten.
Der Wechsel zu diesem Team hat für mich auch einen Radwechsel zur Folge, ich hoffe du hilfst mir Raimund.
Auf diesem Weg möchte ich Dir herzlichst für Deine Einstellungen danken.
Patrick Nyffenegger

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