Ironman Hawaii 2011 - SRM-Daten Michi Weiss
Für jeden Triathleten ist der Ironman auf Hawaii das Highlight des Jahres. Während für ambitionierte Freizeitsportler schon die Qualifikation zur Teilnahme und das Erreichen des Ziels ein großer Erfolg sind, ist der nächste Schritt "Daylight Finish", das Überqueren der Ziellinie bei Tageslicht oder eine Spitzenplatzierung in der Altersgruppe.
Profitriathleten repräsentieren ihre Sponsoren und kämpfen um neue Verträge. Ein gutes Ergebnis in Kona ist entscheidend für den Verdienst der Profis. Ein Top Ten- Ergebnis ist ein wichtiges Ziel, aber auch die beste Zeit beim Schwimmen, Radfahren oder im Marathon können ein wesentliches Ziel sein.
Für Michi Weiss war es nach dem 25. Platz 2009 und dem 13. Platz im vergangenen Jahr die dritte Teilnahme bei den Weltmeisterschaften. Innerhalb weniger Jahre hat sich Michi in der Weltspitze des Triathlons etabliert.
Eine Platzierung unter den ersten Zehn war sein großes Ziel, eine sehr gute Radzeit ein wichtiges Zwischenziel.
Nach dem zweiten Platz beim Ironman Austria, den er mit persönlicher Bestzeit von unter acht Stunden absolvierte, waren seine persönlichen Erwartungen und der Erfolgsdruck recht hoch.
Auf der Schwimmstrecke hatte Michi etwas Probleme und erreichte die Wechselzone nach 57:21 min, 7 ½ min hinter dem besten Schwimmer Andy Potts; jedoch entscheidender - mehr als fünf Minuten hinter seinen Hauptkonkurrenten.
Gerade für die nicht so guten Radfahrer ist das Fahren in der Gruppe ein Vorteil. Windschattenfahren ist zwar nicht erlaubt, das Tempo ganz vorne ist dagegen gleichmäßiger, während man von hinten kommend bei Überholvorgängen mehr Energie aufwenden muss.
Michi musste also fünf Minuten aufholen und forcierte von Beginn an, um möglichst schnell die Spitze zu erreichen. Er war in einem Dilemma. Schnell zu starten und die Gruppe nach etwa 120 Kilometer einzuholen hätte den Vorteil, vor dem Laufen noch etwas regenerieren zu können. Aber mit dieser Taktik überzieht man leicht.
Zu Beginn der Radstrecke waren die Temperaturen niedriger als im vergangenen Jahr, in der zweiten Hälfte stiegen sie jedoch signifikant an. Je intensiver man fährt, desto mehr Abwärme produziert man, der Körper muss kühlen, die Schweißmenge steigt an und der Mineralverlust nimmt zu. Außerdem wird beim Fahren nahe an der individuellen anaeroben Schwelle weniger Fett zur Energiegewinnung herangezogen und mehr Glykogen verbraucht. Die Glykogenvorräte sind aber stark limitiert, so dass ab einem gewissen Zeitpunkt die Speicher leer sind, die Geschwindigkeit deutlich vermindert und deshalb Nahrung aufgenommen werden muss. Im Wettkampf ist es normalerweise nicht möglich, sich davon zu erholen.
Michi legte die erste Hälfte der Radstrecke mit hoher Intensität zurück. Bei der Halbironman-Weltmeisterschaft in Las Vegas im September konnte er fantastische 370 Watt über 2:12 h leisten. In Kona waren es 342 Watt für die ersten 2:08 h, genau 10 % weniger als in Las Vegas. Vermutlich war dies aber zu intensiv für die 180 Kilometer, weshalb sich auf der zweiten Hälfte seine Leistung um fast 15 % auf 293 Watt verminderte. Nach 4:25:17 h erreichte er mit der fünftbesten Radzeit die Wechselzone zum Laufen.
"In der ersten Stunde habe ich versucht die Lücke zur ersten Gruppe zu schließen und habe dabei durchschnittlich 347 Watt geleistet. Es gab fast keinen Wind, der ein Vorteil für die starken Radfahrer gewesen wäre, und in der Spitzengruppe haben sie durch ständige Führungswechsel das Tempo hochgehalten. 15 Meilen vor der Wechselzone konnte ich dann auf eine zweite, kleinere Gruppe auffahren und mich in gemäßigterem Tempo auf das Laufen vorbereiten.
Die ersten zehn Meilen lief ich in 1:05 h. Als ich auf dem zehnten Platz lag, ging aber plötzlich wegen der Hitze und den Bedingungen nichts mehr. Mir war schwindlig und übel. An der nächsten Verpflegungsstation nach 14 Meilen musste ich anhalten. Aber weder Eis noch Cola halfen mir, mich zu erholen und ich konnte nicht mehr weiter."
Betrachten wir Michis SRM-Daten:
Im Vergleich zu 2009 und 2010 lag Michis Durchschnittsleistung deutlich höher. Bei seinem Debüt 2009 absolvierte er die Radstrecke mit 288 Watt, im letzten Jahr erreichte er 306 Watt. Mit 317 Watt war in diesem Jahr die Leistung vielleicht etwas zu ambitioniert - vor allem auf der ersten Hälfte der Radstrecke. Leider haben wir keine Herzfrequenzdaten, die wichtige Informationen über seine physiologische Belastung (Ermüdung, Erholungsfähigkeit) hätten geben können.
Im nächsten Jahr wird er mit einer stärkeren Schwimmleistung versuchen müssen weniger Zeit auf die Spitze zu verlieren. Seine deutliche Leistungssteigerung im Laufen, die er beim Ironman Austria bewiesen hat, konnte er in Kona leider nicht zeigen. Aber seinem Ziel Top Ten oder besser ist er ohne Zweifel deutlich näher gekommen.
Während die grüne Leistungskurve in der zweiten Rennhälfte deutlich abfällt, steigt die Temperaturkurve signifikant an. Die Belastung durch Hitze ist in Kona enorm. Temperatur, Sonnenstrahlung und die immer bessere aerodynamische Position auf dem Rad, die den kühlenden Windkontakt mit der Körperoberfläche verringert, sind wesentliche Einflüsse auf die Leistung.
Der Vergleich der letzten drei Jahre (mit 2 % Glättung der Daten) zeigt Michis deutliche Leistungsverbesserung und den Temperatureinfluss auf die Leistung. Eine genauere Analyse weiterer Einflussfaktoren wie Wind, Gegner, Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme wären ebenfalls interessant. Dabei könnte die Kombination aus Fernseh- oder Livestream-Bildern und SRMlive Telemetrie mit den Leistungsdaten und der GPS-Position wichtige Aufschlüsse geben.
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Der Anstieg nach Hawi ist der Teil des Rennens, bei dem sich Daten am besten vergleichen lassen. In diesem Jahr leistete Michi 338 Watt, das sind 10 % mehr als in den vergangenen Jahren. Seine Zeit war beinahe identisch wie 2009, was auf den Windeinfluss zurückgeführt werden kann und darauf, dass er dieses Jahr mehr im Wiegetritt gefahren ist.
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Die Statistik ist ebenfalls aufschlussreich. Sie zeigt die deutliche Rechtsverschiebung der grünen Leistungsverteilungskurve. Die blaue Kurve mit der Verteilung der Trittfrequenz ist dagegen etwas nach links versetzt. Michis Maximum lag um 94 U/min, während es im letzten Jahr um 99 U/min lag.
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Nach der Verbesserung im Laufen und seiner sehr starken Leistung auf dem Rad wird er jetzt vermutlich den Fokus auf das Schwimmen legen, um mit optimierter Technik schneller aus dem Wasser zu kommen, dabei aber nichts an Leistungsfähigkeit beim Radfahren und Laufen einzubüßen.
In diesem Jahr hat Craig Alexander gezeigt, wie wichtig die ausgeglichene Leistungsfähigkeit in allen Disziplinen ist. Sein Streckenrekord war fantastisch und seine Verbesserung auf dem Rad enorm - wahrscheinlich auch bedingt durch sein neues Rad und eine perfekte - Retül-optimierte - Position. Craig Alexander ist als Weltmeister sowohl im Ironman als auch Halfironman der kompletteste und stärkste Athlet der Saison.
Ironman Hawaii 2011 Ironman Hawaii 2010 Ironman Hawaii 2009
8. Oktober 2011 9. Oktober 2010 10.Oktober 2009
Distanz [km] 180 180 180
Zeit [h:min:sec] 4:24:29 4:25:53 4:28:55
Leistung [W] 317 305.5 288
Geschwindigkeit [km/h] 41 40.8 40
Trittfrequenz [U/min] 89 95.5 93
Höhenmeter [m] 1.044 1.055 1.110
Energieverbrauch[kJ] 5.026 4.874 4.654
Maximalleistungen [W]
10 sec 628 587 926
1 min 479 461 551
4 min 380 378 446
10 min 372 344 362
20 min 360 336 335
60 min 347 328 315
Quelle: srm.de