Strasser radelte mit Bergsteigerklamotten auf Rang zwei
Der vierfache RAAM- Sieger Jure Robic war beim Race Around Slovenia wie erwartet das Maß der Dinge. Der bereits 45-jährige Lokalmatador holte sich nach 1230 Kilometern, die er in 43 Stunden herunter spulte, seinen vierten Heimsieg in Serie. In blendender Verfassung präsentierte sich auch der Steirer Christoph Strasser. Der gebürtige Kraubather kämpfte sich 3.50 Stunden hinter Robic als Zweiter über den Zielstrich.
„Hinter Robic Zweiter zu werden, ist eigentlich wie ein Sieg. Ich bin hoch zufrieden mit diesem Ergebnis, kann mir absolut nichts vorwerfen und bin bis zum Schluss auf Druck gefahren“, betont Strasser. Ein Dankeschön richtet der Extremradler an seine Betreuercrew, die sehr großen Anteil am Erfolg hat. Durch Dauerregen und eisige Temperaturen wurde das RAS nämlich zu einer Härteprüfung der Sonderklasse. Bereits beim Start nieselte es, die winkelige Strasse war rutschig und erlaubte keine schnellen Abfahrten. Sehr gefährlich zeigte sich die Abfahrt des 1600m hohen Vrsic-Passes, die über Pflastersteine führt und bei dichtem Nebel kaum mehr als Schritttempo zuließ. Die Strasse trocknete erst ab Kilometer 500 für kurze Zeit auf, die Sonne zeigte sich nur zögerlich. Auf den letzten 300 Kilometern schüttete es bei nur 8°C und böigem Wind erneut wie aus Kübeln. Zwei Radler mussten auf den letzten Abschnitten sogar wegen Unterkühlung ins Krankenhaus gebracht werden.
Nur 27 Teilnehmer kamen durch
Aus dem 70-köpfigen Starterfeld sahen nur 27 das Ziel. Auch die Steirer Franz Preihs und Eduard Fuchs wurden Opfer des schlechten Wetters. „Es waren unglaublich harte Bedingungen“, erklärt Strasser, der knapp vor dem Ziel an Aufgabe dachte. „Ich war knapp davor vom Rad zu steigen. Ich hatte wegen dem Schlafmangel leichte Halluzinationen und Angstzustände, meine bislang schlimmste mentale Krise. Ich fühlte mich von einem Fotografen am Streckenrand verfolgt, hätte mein Rad am liebsten in zwei Teile zerschlagen und wäre im Erdboden versunken. Aber meine Betreuer haben ganze Arbeit geleistet, und zur richtigen Zeit die richtigen Worte gefunden. Bei diesen äußeren Umständen wird die Psyche noch mehr belastet, die Frage nach dem Sinn taucht immer öfter auf. Irgendwie ist es mir aber gelungen meine Aggressionen in Pedaltritte umzuwandeln und weiterzufahren“.
Auch Jure Robic gestand nach dem Rennen, dass er auf den letzten 70km kurz vor der Aufgabe stand. So sehr gelitten habe er in seiner langen Karriere erst ein einziges Mal beim Race Across America.
Die Reisekoffer voll Regengewand waren bald leer
Aus Strassers Betreuerfahrzeug kam immer wieder trockenes Gewand. Glücklicherweise hatte jeder der Betreuer zur Sicherheit warmes Freizeitgewand dabei, denn das gesamte Repertoire an Thermotrikots war schon verbraucht. In der Schlussphase griff Strassers Team sogar auf Bergsteiger- und Wintergewand zurück. „Ich bin wirklich froh und stolz, dass ich diese Tortour so gut überstanden habe, das bestätigt meine gute Vorbereitung“, sagt Strasser drei Tage danach.
Bereit zu neuen Herausforderungen
Läuft alles nach Plan will Strasser in circa zwei Wochen das nächste große Rennen, den Glocknerman mit Start und Ziel in Graz (3. bis 5. Juni), in Angriff nehmen. „Wenn ich jetzt nicht krank werde und schnell regeneriere, möchte ich den Glocknerman unbedingt fahren. Immerhin geht es bei meinem Heimrennen um den Ultramarathon-WM-Titel“, sagt der 27-Jährige.
Endstand Race Around Slovenia 2010:
Name Zeit (d:h:m) Rückstand Km/h
1 ROBIČ Jure (Slo) 1:18:56:00 28.8
2 STRASSER Christoph (Aut) 1:22:50:00 0:03:54:00 26.1
3 ROSENSTEIN Erik (Slo) 2:01:58:00 0:07:02:00 24.6
4 BAYER Sandi (Slo) 2:04:15:00 0:09:19:00 23.6
5 ASTE Paolo (Ita) 2:05:04:00 0:10:08:00 23.3
6 FON Marko (Slo) 2:08:14:00 0:13:18:00 21.8
7 BARTIK Patrik (Cze) 2:09:01:00 0:14:05:00 21.5
8 SEKUTI Damjan (Slo) 2:09:12:00 0:14:16:00 21.5
9 PERČIČ Tomaž (Slo) 2:09:43:00 0:14:47:00 21.3
10 TRCHALIK Josef (Cze) 2:11:02:00 0:16:06:00 20.8
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Quelle: Christoph Strasser
Sitzposition Christoph Strasser